Wann ist ein Mann ein Mann?

Und was hat das „Mann sein“ eigentlich mit der Sucht zu tun? Gibt es Zusammenhänge? Ticken wir Männer anders? Diese oder ähnliche Fragen stellten sich sicherlich einige Teilnehmer des Wochenendseminars „Männer und Sucht“ vor oder während der Anreise.

Vom 21. bis 23. Februar 2025 trafen sich elf Männer (zehn Teilnehmer und ein Referent) in der Landesvolkshochschule in Freckenhorst, um diesen und anderen Fragen auf den Grund zu gehen.

Am Freitag begann das Seminar mit einer Vorstellungsrunde, bevor wir uns in Kleingruppen aufteilten und uns gegenseitig unsere Vorstellungen bzw. Wahrnehmungen der „klassischen“ Männerrolle mitteilten und ein wenig in unserer Vergangenheit kramten. Wann entstand und woher stammt das klassische Männerbild im Allgemeinen aber auch für jeden persönlich? Wie ist es in unserer Gesellschaft verankert und wie haben wir das auf unserem bisherigen Lebensweg bis heute wahrgenommen?

Der Samstag war von zwei Hauptthemen geprägt:

Der Vormittag drehte sich um Soziologie. Wie tickt unsere Gesellschaft und in welchen Milieus sehe ich mich persönlich? Wo fühle ich mich wohl und in welchen Strukturen kann ich mich überhaupt nicht wiederfinden? Neben der Vermittlung von theoretischen Inhalten wurde das Thema u. a. durch „Positionierungsspiele“ angeregt, in dem sich die Teilnehmer auf einer imaginären Linie im Raum verteilen sollten, um zu verdeutlichen, mit welchen Einstellungen zu diversen Themen sie sich am besten identifizieren können.

Nachmittags stand die Psychologie auf dem Programm. Welche verschiedenen psychologische Grundtypen gibt es? Wie unterscheidet sich ein narzisstisch veranlagter Mensch zu einem Hysteriker? Was sind depressive bzw. phobische Eigenschaften im wissenschaftlichen Sinne? Hier konnte der Referent die einzelnen Typen durch eine unbestechliche schauspielerische Performance begeistern, so dass jedem Teilnehmer sofort die Theorie bildlich veranschaulicht und somit verständlich gemacht wurde.

Zu jedem Zeitpunkt wurde den Teilnehmern Raum für Diskussionen, eigene Eindrücke und Erlebnisse ermöglicht. So artete die Veranstaltung nie in einen reinen „Frontalvortrag“, geschweige denn in einen Monolog aus. Die gesamte Gruppe konnte sich jederzeit sehr gut involvieren und somit die Themen auch „selber“ aneignen.

Am Sonntag kamen wir abschließend wieder in Kleingruppen zusammen, um das Gelernte erneut auf unser persönliches Umfeld anzuwenden und zu hinterfragen, aber dieses Mal vorwärts in die Zukunft gerichtet. Kann oder muss sich etwas bei mir oder in der Gesellschaft verändern? Gibt es klassische Rollenbilder in meinem persönlichen Umfeld überhaupt noch?

Das gesamte Wochenende und alle Inhalte wurden natürlich von der Suchtthematik flankiert.
Z. B. bezogen auf Milieus, in denen viel Suchtmittel konsumiert werden. Oder bei bestimmten psychologischen Stereotypen, bei denen eine Suchterkrankung stärker auftreten kann als bei anderen.

Zu guter Letzt tauschten der Referent und die Teilnehmer ein gegenseitiges Feedback aus. Hier bekamen alle Teilnehmer ein persönliches und individuelles Feedback vom Referenten, mit dem ein oder anderen Denkanstoß für die Zukunft.

Abgerundet wurde das sehr positive Wochenendseminar durch die großartige Unterbringung. Das Ambiente und die Atmosphäre als „Rundumsorglospaket“ der Bildungseinrichtung war perfekt. Die Zimmer lagen auf demselben Flur wie der Seminarraum. Mehrmals am Tag gab es qualitativ hochwertige Mahlzeiten. Die Abendstunden konnten wir z. B. mit Gesellschaftsspielen in den vorhandenen Freizeiträumen oder in den Fernsehräumen verbringen. Die anderen Pausen konnten wir im einladenden Außenbereich verweilen. Auch nach dem offiziellen Teil wurden die oben genannten Themen und Persönliches rege ausgetauscht.

Es war organisatorisch, inhaltlich und kulinarisch ein sehr gelungenes Wochenendseminar.

An dieser Stelle vielen Dank an alle beteiligten Personen, die das möglich gemacht haben.

Ob wir abschließend die Frage „Wann ist ein Mann ein Mann?“ klären konnten? Das kann ich leider nicht beantworten.

Aber am Ende wurden wir als Mann noch auf Mensch geeicht. 😉

Claudio Corner